Freitag, 3. Mai 2013

Rezension: Adam Johnson - "Das geraubte Leben des Waisen Jun Do"





 Titel: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Autor: Adam Johnson

Originaltitel: The Orphan Master's Son 

Seiten: 682 Seiten

ISBN: 9768-3-518-46425-0

Preis: 22,95€

Verlag: Suhrkamp Verlag

Erschienen: 2013


Vielen Dank an den Suhrkamp Verlag und an Lovelybooks, dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte.




>> Pak Jun Do hat noch nie einen Film gesehen, kaum je ein Werbeplakat, er findet es merkwürdig, dass woanders Leute Tiere im Haus halten und wundert sich über Maschinen, die Geld auswerfen. Er kennt keine Ironie, keine Kunst, keine Mode und keine Magazine. Aufgewachsen im nordkoreanischen Waisenhaus Frohe Zukunft, ist er ein winziges Rädchen im großen Getriebe der absurd-grausamen Herrschaft des geliebten Führers Kim Jong Il. Nur ein falsches Wort kann jeden sofort ins Lager bringen. Doch mit der Zeit beginnt Jun Do an etwas zu glauben, was stärker ist als Staatstreue: Freundschaft und Liebe. Als er die Schauspielerin Sun Moon trifft, lernt er das bedingungslose Vertrauen in einen anderen Menschen kennen. Und nur dafür lohnt es sich zu überleben.


>> Bürger, versammelt euch um die Lautsprecher, denn wir haben wichtige Meldungen für euch!


Ich muss sagen, dass dieses Buch eine regelrechte Achterbahnfahrt war. Ich war ständig hin- und hergerissen zwischen Hass und Liebe zu diesem Buch. Am Ende siegte jedoch die Liebe und ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen, der sich für Asien und alles drumherum interessiert. 

Das Buch ist in 2 Teile unterteilt. 
Im ersten Teil begleitet der Leser den Jungen Jun Do vom Waisenhaus "Frohe Zukunft" bis übers Meer, wo man mit ihm vielen interessanten Menschen begegnet und immer tiefer in die seltsamen bis schrecklichen Eigenarten Nordkoreas eintaucht. 
Ich wusste schon aus der Schule und aus Dokus ein wenig über dieses Land, aber nachdem ich das Buch beendet hatte, war ich wirklich entsetzt, denn vieles, was in Nordkorea geschieht hat mich persönlich sehr an die Ereignisse in der NS-Zeit erinnert, so landet man zum beispiel für jedes noch so kleine Verbrechen oder noch nicht mal dafür in einem Arbeitslager.
Über so einiges in der Geschichte habe ich fassungslos den Kopf geschüttelt, aber das heißt nicht, dass es negativ war. 

Überraschenderweise machte Jun Do auch eine Reise nach Texas, wo er Wanda kennen lernt, die später im Buch noch eine Rolle spielt. 

Als Japan-Fan kam ich auch auf meine Kosten, denn erstens ging es ab und zu in mein Lieblingsland und  für ein paar Seiten hatte ich das vergnügen mit Gil, dem Dolmetscher auf dem Schiff, auf dem Jun Do herumschipperte. Der Romanheld und ich konnten von ihm sogar ein wenig Japanisch lernen, was ich super fand. Jetzt weiß ich nämlich, wie ich sage, dass meine Katze weg ist. Danke, Gil^^

Watashi no neko ga maigo ni narimashita!! :(

Zum Ende des ersten Teils kam auch Sun Moon so langsam ins Spiel, die ich später kennen lernte.
Zuerst wurde es jedoch immer ernster für Jun Do und seine Spur verlor sich. 
Aber nicht lange.

Für mich kamen an der Stelle seeehr viele Fragen auf und ich war sehr besorgt um meinen lieb gewonnenen Protagonisten. Und jetzt wird gespoilert was das Zeug hält! :D
Ab hier wird auf einmal auf dreierlei Weisen erzählt. Diesen "Cut" fand ich richtig interessant, denn plötzlich gibt es keinen Pak Jun Do mehr, denn dieser hat eine neue Identität angenommen, nämlich die des Ehemanns von Sun Moon, Kommandant Ga. Wie er das anstellt erzähl ich jetzt nicht seitenlang. 
Die Geschichte von Ga und Sun Moon wird durch die Lautsprechermeldungen als "die beste Nordkoreanische Kurzgeschichte" erzählt. Neben der wieder aus der Sicht des Autors geschilderten Perspektive auf die beiden gibt es noch die Erzählung aus der Gegenwart, aus der Sicht eines Verhörspezialisten in einem Gefängnis, wo sich Ga befindet. Dort werden auch wieder abstoßende Details aus dem Alltag Nordkoreas enthüllt.
Während des zweiten Teils erfährt man einiges davon, was zwischen den beiden Teilen mit Jun Do passierte und was er (schlimmes) erlebt hat. Einige seiner Erlebnisse haben mich richtig wütend auf dieses Land gemacht und auch zum Weinen gebracht, denn SO geht man nicht mit Menschen um! 

Es begegneten mir auch im zweiten Teil viele Interessante Menschen unter Anderem der "geliebte Führer", der nach meinem Weltbild total gestört ist. Anders kann man das, was dieser Mann sagt oder tut nicht beschreiben. Außerdem habe ich Sun Moon, die Lieblingsschauspielerin des Volkes kennen gelernt und ich muss zugeben, dass ich mich absolut nicht mit ihr anfreunden konnte. Auch wenn mein Unverständnis für sie zum Schluss etwas abgenommen hat, war ich die meiste Zeit etwas genervt von ihr. Eine bestimmte Stelle in dem Buch, die ich hier glaube ich nicht ganz ausführen darf hat mich sehr berührt. Dort hatten Sun Moon und Ga, alias Jun Do einen "Streit", weil sie um eine Filmrolle fürchtete. Sie machte Jun Do mit ihrem Verhalten wütend und seine Reaktion hat mich richtig beeindruckt. Spätestens ab da war ich vollends begeistert von diesem Buch und bin es immer noch.

Der Schreibstil war sehr schön und toll zu lesen. Ich konnte mir vor allem bei den Szenen auf See das Meer genau vorstellen, eine Sache, an der ich gut geschriebene Bücher erkenne. 
Die unendlich vielen Recherchen die Adam Johnson teilweise sogar vor Ort angestellt hat, hat er meiner Meinung nach sehr passend eingebracht, auch wenn niemand begreifen und glauben kann, dass es sich wirklich so im Norden Koreas abspielt hat er mir persönlich eine Menge über das Land gelehrt, was ich mir zu Beginn des Buches auch erhofft hatte. 
Auf jeden Fall ein unerwartet fantastisches Buch.


1. Es hat mich beeindruckt
2. Es spielt in Asien
3. Es hat meinen unendlichen Wissensdurst (vorerst) stillen können

Wie schon erwähnt hat mich dieses Buch vollkommen in seinen Bann ziehen können und mich über ein mir vorher fast unbekanntes Land vollends aufklären können. Ich hoffe, dass Adam Johnson noch viel mehr Romane schreibt, denn ich finde seinen Schreibstil einfach Klasse und bevor ich hier noch weiterschwärme, vergebe ich 5/5 Ninjas :)


1 Kommentar:

  1. Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat. Mich reizt es überhaupt nicht :D

    Liebe Grüße! :)

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